Sebastiane

Sebastiane

Der älteste „Verein“ in der Gemeinde ist der Sebastianverein, ursprünglich vielleicht eine Gebets- und Wallfahrtsgemeinschaft, die mindestens ins 17. Jahrhundert zurück geht. Nach den letzten großen Pestzeiten im 17. Jahrhundert in Süddeutschland waren die Wallfahrten zu dem Nothelfer gegen die Seuche in großer Zahl entstanden. Die Oberhachinger gingen wie sehr viele andere Pfarrgemeinden aus der Region nach Ebersberg, wo seit langem die silbergefasste  Hirnschale der Heiligen in der Sebastianskapelle verehrt wurde, aus der ein „Sebastianstrunk“ mit geweihten Wein verabreicht werden konnte.
In der Gottesdienstordnung des Oberhachinger Pfarrer Striegl (1614-1626) wird die Sebastians-Wallfahrt für den 2. Sonntag nach Ostern angeführt, in einem Ebersberger Prozessionsregister von 1715 wird Oberhaching unter rund hundert anderen Gemeinden genannt mit regelmäßigen jährlichen Wallfahrten. Pfarrer J. Chr. Homayr von Oberhaching hat im Weihebuch der Pfarrei (es liegt im Diözesan Archiv) unter dem 11. August 1670 eingetragen, dass er einen Altar zu Ehren des hl. Sebastian geweiht habe. Dieser muss in einer der Kirchen der Großpfarrei gestanden haben, Pfarrer Hobmair war jedoch davon nichts mehr bekannt.
Immerhin ist bereits für 1721 in Pötting eine Sebastianskapelle bezeugt, und in St. Stephan ist die barocke Sebastiansfigur erhalten geblieben.
Der Sebastianverein hat keine Statuten, keine schriftlichen Nachweise, seine Regeln werden mündlich weitergegeben. Er besitzt aber eine schöne, schwere Fahne, wohl eine der ältesten in der Gemeinde. Es können nur Männer Mitglieder sein und nur solche, die Wald besitzen oder mit Bäumen, Holz Holzverarbeitung oder Holzverkauf zu tun haben.
Dazu befragt, erklärte Pfarrer Hobmair diese Bedingung sehr einleuchtend damit, dass der Baum, an dem der Märtyrer gebunden war, wohl als Attribut gesehen worden sei.
Holzschlagen und Holzfahren muss immer schon ein bedeutender Nebenerwerb für die Kleinbauern in Oberhaching gewesen sein; vielleicht hat die Gemeinschaft auch den einen oder anderen der nach dem großen Waldschaden von 1892 hier ansässig gewordenen Tiroler Holzarbeiter aufgenommen.
Heute kommen die Mitglieder des Sebastianvereins zweimal jährlich zusammen. In Oberhaching beim Gottesdienst am Samstag nach dem Sebastianstag und anschließen bei der Mitgliederversammlung und im Fasching anlässlich einer Gedenkmesse für verstorbene Mitglieder in Ebersberg. Früher musste es um Sebastiani auch manchmal „ Holzhackerbälle“ gegeben haben.

Ansprechpartner
Hans Lermer Tel. 089 / 61339775